Hafenklang: 500 Euro Minus am Tag

Das Hamburger Abendblatt berichtet am 8. Mai 2025 über das Hafenklang…
„Konzerte mit kleinen Bands lohnen sich nicht. Tägliche Verluste. Aber es gibt auch eine gute Nachricht für den Club an der Großen Elbstraße
. Der Rest und die Gastro-Einnahmen an die Clubs. Ein klassischer Door-Deal-Club ist das Hafenklang an der Großen Elbstraße.

Viele Jahre lang lohnte sich das Door-Deal-Geschäft und versprach Fans, Bands und alternativen Clubs mit Haltung ein vielseitiges Underground-Programm abseits des Mainstreams. Den Bands wurde es hauptsächlich überlassen, mit Mund- und Netzpropaganda das Publikum anzulocken. Der Club trug mit seinem Anteil örtliches Personal und Ton- und Lichttechnik, eigene Bewerbung des Abends, einen Kasten Bier und Erdnussflips backstage, GEMA-Gebühren, Künstlersozialkasse und was noch anfällt von Versicherungen bis Miete und Personal.
Hafenklang: Unter 150 Besucher lohnten sich einen Konzertabend nicht

Der sogenannte „Break-even“, bei dem sich so eine Veranstaltung lohnt, liegt vor Corona bei 70 bis 80 zahlenden Gästen in einem Club wie dem Hafenklang mit einer Kapazität von 250 Gästen im Saal und 150 im Goldenen Salon im Obergeschoss. Das kriegen auch Amateurbands mit etwas Mühe zusammen. Aber mittlerweile liegt der Break-even nach enorm gestiegenen Betriebs- und Nebenkosten und leerer werdenden Geldbeuteln des Publikums im Hafenklang bei 150 Besuchernden, wie Thomas Lengefeld vom Hafenklang-Kollektiv kürzlich auf einer Pressekonferenz des Clubkombinats im Club Uwe vorrechnete.

Da planen die Booker ihr Programm deutlich mehr mit Blick auf Breitenwirkung und auch hinter der Bühne herrscht Sparzwang. „Wir machen täglich einen Verlust von 500 Euro und müssen weiterstrebend klassische Arbeitgebermaßnahmen wie unbezahlten Urlaub in den Sommermonaten und unbezahlte Überstunden einführen“, sagte Lengenfeld.
Molotow Musikclub
Hautnah dabei sein, wenn lokale und internationale Geheimtipps spielen: Dafür lieben Fans kleine Clubs wie hier das Molotow beim Konzert von Goblyn im März 2025. Aber finanziell sind solche Abende für die Betreibenden ein hohes Risiko.

Bei der Pressekonferenz im Uwe wie auch bei der Verleihung der Club Awards im Januar in der Markthalle polarisierte das Hafenklang daher mit einer Gegenüberstellung der Millionen, die die Stadt für das Reeperbahn Festival und die Hochkultur von Theater bis Oper bereitstellte, und dem, was für die Clubs abfällt. Im aktuellen Doppelhaushalt wurden 460 Millionen für die Kultur verbucht, davon 1,3 Millionen für die Clubkultur, Investitionen und Sanierungsfonds wie für die Modernisierung von Gruenspan und Indra oder den Umzug des Fundbureaus nicht eingerechnet.
„Wir finden es völlig unzulässig für eine Stadt wie Hamburg, dass man sich für Reeperbahn Festival, Schlagermove und bürgerliche Hochkultur entschieden hat“, sagte Lengefeld im Uwe. Die Stadt wirbt tatsächlich oft und gern mit ihrer lebendigen, heterogenen Clubkultur und hilft bei der Suche nach Lösungen für Einzelprobleme und neue Standorte, aber finanziell gibt es andere
Schwerpunkte

Das Hafenklang und Clubs wie Südpol oder Molotow stopften in den vergangenen Monaten ihre Löcher im Budget, fünf- bis sechsstellige Beträge, mit Crowdfundings und Spendenkampagnen. In anderen Ländern hingegen, insbesondere in den USA, kaufen die Veranstaltungskonzerne mittlerweile Clubs auf und erweitern so ihre Portfolios (Sprich: Monopole), um ungestört weiter eine Preisspirale drehen zu können. Auch in Hamburg gibt es Gerüchte, dass die großen Agenturen Adressen wie das Headcrash im Auge haben.

Immerhin hatte Lengefeld auch eine gute Nachricht für Hafenklang-Fans: „Unser Mietvertrag wurde gerade zu den alten Konditionen bis 2039 verlängert.“ Eine faire wie sehr langfristige Perspektive angesichts der Mietexplosionen in den vergangenen Jahren. Aber hält das Hafenklang noch weitere 15 Jahre durch?